Der Armut Gesicht und Stimme geben

„Den Faulen Arbeitslosen habe ich in all meinen Gesprächen mit von Armut betroffenen Menschen noch nicht gefunden!“, so Dr. André Knabe am Montag bei der Vorstellung der Studie ‚Arm sein, wo andere Urlaub machen‘. — Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung ‚Gesichter der Armut‘, des AWO-Landesverbandes, die im Linkskontor in Parchim bis Mitte November gezeigt wird, hatte die Landtagsabgeordnete, Steffi Pulz-Debler [DIE LINKE.] in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung, zur Diskussion eingeladen. Amelie Hanck von der Universität Rostock und Dr. André Knabe vom Rostocker Institut für Sozialforschung und gesellschaftliche Praxis (ROSIS e.V.) stellten die aktuelle Studie zur Armut in M-V vor.

     Armut kennt viele Ursachen: Jobverlust, Krankheit, Diskriminierung, Trennung oder und gerade die aktuelle Realität der drastisch steigenden Preise, die viele Menschen in existenzielle Notlagen zwingt. In aller Regel können Betroffene die Armut aus eigenem Tun nicht vermeiden, kaum überwinden. Unsere Gesellschaft setzt sich mit struktureller Armut so gut wie nicht auseinander. Betroffene werden mit Schuld beladen und ausgegrenzt. Armut hat keine Lobby, die Aus- und Abgrenzung findet bis in die Reihen der Betroffenen statt. Nicht nur Transferleistungsbeziehende, auch Menschen mit zwei, drei und mehr kleinen, gesellschaftlich wichtigen Jobs, wie Reinigung, Essenausgabe, etc. können oftmals weder gesellschaftliche Anerkennung, noch persönliche Wertschätzung ziehen.
     Das Thema Armut aus der Schmuddelecke, der Scham und Ausgrenzung, dem Gefühl der persönlichen Wertlosigkeit bei geringem Einkommen und der Ohnmacht herauszuholen, braucht sowohl im politischen Raum, als auch in der Gesellschaft eine Entstigmatisierung und die Kontinuität längerer Dialoge, sowie tiefe Veränderungen im System! — Ein, auch persönlicher Handlungsauftrag: Armut ein Gesicht geben und den Raum schaffen, den dieses Thema so dringend braucht!